Die Hufrehe
Die wohl gefürchtetste ‘‘Fütterungsbedingte‘‘ Erkrankung unserer Pferde ist und bleibt die Hufrehe.
Diese mit unbeschreiblichen Schmerzen einhergehende Erkrankung des Pferde Hufes ist bei weitem noch nicht vollständig erforscht.
Und doch betrifft sie bereits viele unserer Haus Pferde.
Forschungen ergaben, dass bisher eins von 10 Pferden mindestens einmal im Jahr einen Rehe Schub erleidet.
Dies sind auf die Menge an Pferden auf der Welt erschütternd schmerzhafte Aussichten!
Aber was ist eine Hufrehe überhaupt & woran erkennen wir Sie? Können wir diese irgendwie vermeiden und was tun, wenn das ‘‘Pferd in den Brunnen gefallen ist‘‘?
Hufrehe - Laminitis
Der Name kommt etymologisch gesehen von dem Wort „Räh“, was so viel bedeutet wie steif.
Die Hufrehe bezeichnet die Erkrankung der Huflederhaut.
In den meisten Fällen entsteht sie paarig vorwiegend an den Hufen der Vorderbeine - oder auch der Hintergliedmaßen. In selteneren aber extremen Fällen sind alle vier Extremitäten betroffen.
Unter bestimmten Voraussetzungen tendenziell bei der Belastungs- oder mechanischen Rehe ist nur ein Huf betroffen.
Hierbei handelt es sich um eine hochgradige Entzündung der gesamten Lederhaut.
Faktisch ist die Hufrehe also eine Entzündung der Huflederhaut, die nicht durch das Eindringen von Bakterien von außen entsteht, sondern durch entzündliche Prozesse im Huf selbst. Entzündungsprozesse fordern Raum, der Huf des Pferdes kann sich jedoch nur bedingt weiten, daher entsteht ein massiver Druck. Dieser extreme Druck verursacht unerträgliche Schmerzen für das Pferd.
Des Weiteren kann es im Verlauf der Erkrankung zur Absenkung oder zur Rotation des Hufbeins und im aller schlimmsten Fall zum Durchbruch des Hufbeins durch die Sohle sowie dem Ausschuhen kommen.
Risikogruppen:
Erstaunlicherweise gibt es nach aktueller Forschung keine Indizien dafür, dass bestimmte Rassen anfälliger als andere wären.
Allerdings scheint es doch oft so, als wären bestimmte Rassen prädestinierter hierfür, was mit höchster Wahrscheinlichkeit mehr auf Haltungs- & Fütterungsformen sowie die Neigung zu anderen Problematiken als Auslöser zurückführen lässt.
alle Rassen sind betroffen (allerdings gibt es Rassen die hier prädestinierter scheinen dazu gehören unter anderem Spanier, Shetlandponys, Isländer sowie Haflinger)
Pferde mit geschwächtem Immunsystem
übergewichtige Pferde
vor erkrankte Pferde (Z.B EMS, ECS)
zu dünne Pferde bei zu rascher Auffütterung
Die häufigsten Symptome sind:
❌ Entlasten der Zehenspitze vor allem in der bekannten ‘‘Sägebock Stellung‘‘
❌ Lahmheit
❌ Schwierigkeiten bei Wendungen – starker Wendeschmerz
❌ Starke Pulsation am Fesselkopf sowie im gesamten Hufbereich
❌ Hufkapsel und Hufkrone werden vermehrt warm
❌ leichtes Fieber
Hufrehe und Stoffwechsel sind eng verbunden
Die Hufe des Pferdes sind ein wichtiges Stoffwechselorgan. Bei jedem Schritt, den das Pferd tut, weitet sich der Huf und zieht sich anschließend wieder zusammen. Wie ein Herz pumpen so die Hufe das Blut durch den Körper des Pferdes. Die Nieren werden entlastet, wenn der Hufmechanismus funktioniert, denn Stoffwechselabfallprodukte werden über das neu gebildete Horn ausgeschieden. Deshalb kann man oft Stoffwechselschwankung deutlich anhand von Verfärbungen oder Ringen im nachwachsenden Hufhorn sehen.
Hufrehe wird häufig als Folgekrankheit einer Stoffwechselerkrankung, wie EMS oder Cushing, diagnostiziert. Wird diese Diagnose bei deinem Pferd gestellt, beachte unbedingt die Hufsituation. Es ist oft schwer zu sagen, was zuerst da war. Hat das Pferd wirklich auf Grund der Stoffwechselerkrankung eine Hufrehe entwickelt oder funktioniert der Hufmechanismus und somit ein Teil des Stoffwechsels nicht richtig und dadurch entstand eine Stoffwechselüberlastung und -entgleisung, welche wiederum eine Hufrehe nach sich zog?
HUFREHE ARTEN
Rehe ist allerdings nicht gleich Rehe auch wenn Verlauf und Symptomatik nahezu gleich sind, entscheidet sich oft der Auslöser und gibt so leider noch mehr Möglichkeit an der schmerzhaften Rehe zu erkranken.
Die toxische Hufrehe
Durch massenhaftes Bakteriensterben im Darm, welches durch Verdauungsprobleme, Medikamente oder krankhafte Veränderungen der Darmflora entstehen kann, gelangen sogenannte Endotoxine über die geschädigte Darmwand in den Blutkreislauf und damit auch in den Huf. Dabei werden die sehr feinen Blutgefäße im Inneren des Hufes durch Toxine geschädigt. Die toxische Hufrehe kann verschiedene Auslöser haben, am bekanntesten ist die Futterrehe.
Futterrehe:
Ursache sind Fütterungsfehler. Unteranderem viele Kohlehydrate, diese stören den Stoffwechsel und im Dickdarm gebildete Endotoxine wandern durch die Darmwand ins Blut
Geburtsrehe:
Geht bei der Geburt eines Fohlens die Nachgeburt nur teilweise ab, kommt es zur bakteriellen Zersetzung der Reste der Nachgeburt in der Gebärmutter und somit zur Aufnahme von Endotoxinen in die Blutbahn. Diese Eiweißzersetzungsprodukte führen letztendlich zur Hufrehe.
Vergiftungsrehe:
Durch die Aufnahme giftiger Pflanzen oder auch durch Impfungen und Wurmkuren wird der Stoffwechsel gestört. Durch Fehlverdauung entstandene Endotoxine geraten in die Blutbahn
Medikamentenrehe:
Vor allem Kortison haltige Medikamente und Antibiotika können diese auslösen
Kolik bedingte Rehe:
Folge einer Kolik Komplikation, auch hier sind Toxine aus dem Darm der Auslöser
Die mechanische Hufrehe
Die Huflederhaut kann sich auch durch mechanische Reize entzünden. Hat dein Pferd „nur“ auf einem Huf Hufrehe, liegt die Ursache oft im mechanischen Bereich.
Belastungsrehe:
Überlastung in Folge von Schonhaltungen, weil andere Beine / Gelenke erkrankt sind, auch bei langer Stallruhe, da der Huf zu wenig durchblutet wird.
Hufrehe durch falsche Hufbearbeitung / Beschlag:
Ein blockierter Hufmechanismus durch unpassenden Beschlag oder falsche / ungenügende Hufbearbeitung
Behandlung
Die Akutbehandlung einer Hufrehe Erkrankung ist ohne Wenn und Aber ein Fall für den Tierarzt!
Allerdings gibt es sicherlich einiges was wir als Pferdebesitzer oder aber auch der Therapeut deines Vertrauens tun kann!
Notfallbehandlung:
sofortige Verständigung des Tierarztes
Kühlung der befallenen Hufe mit sehr kaltem Wasser
in der Regel strikte Boxenruhe (tiefe, weiche Einstreu –z.B. Späne)
Anlegen von Hufverbänden / Polstern zur Entlastung -> Immer unter Rücksprache mit Tierarzt & Schmied.
Gabe durchblutungsfördernder Futterergänzungen oder Medikamente
Aderlass / Blutegelthearpie
Fütterung von Ergänzungsfuttermitteln, um eine weitere Resorption von Endotoxinen abzubremsen
Gabe schmerzstillender Medikamente
Folgebehandlung
Gabe von Futterergänzungen um eine weitere Resorption von Endotoxinen abzubremsen
Fütterung von Ergänzungsfuttermitteln zur Stabilisierung der Leber
Spezialbeschlag, Keile, Resektion der Hufwand, Kürzen der Trachten oder Behandlung durch Hufpfleger/-orthopäde (unter Kenntnisstand der Röntgenbilder)
dosierte Bewegung
KEIN GRAS!!!
Gezieltes diätetisches Futtermanagement mit einem Experten!
Akupunktur, Taping und diverse Naturheilkundliche verfahren auch zur Schmerztherapie.
Prävention der Hufrehe
Für das Pferd und auch für dich ist es natürlich am schönsten, wenn es erst gar nicht zur Hufrehe kommt oder auch kein Rückfall mehr passiert. Daher ist eines der wichtigsten Anliegen die Prävention.
Hier kann unterstützen:
- Gewichtskontrolle
Ein Gesundes Gewicht ist entscheidend. Regelmäßige Bewegung und eine angepasste Fütterung unterstützen diese. Zuckerarten Fruktan und/oder Stärke Gehalte in der Fütterung genauestens anpassen.
- Langsamer oder Kein Weidegang.
Solltest du dich für den weiteren Weidegang deines Pferdes entschieden haben, muss das Pferd mehr als langsam an das Gras gewöhnt werden um den Stoffwechsel an zu passen und das Darmmilieu nicht schlagartig zu überfordern. Begrenzte Weidezeiten sind Pflicht.
- Regelmäßige Bewegung
- Tierärztliche & Therapeutische Überwachung
- Phytotherapeutische Maßnahmen
- Stressreduktion
Habt ihr weitere Fragen & Anregungen zum Thema – Hufrehe- schreibt mir gerne!
'' Das Auge füttert mit, doch wenn der Futtermeister blind ist, verhungert selbst das Dickste Pferd.‘‘ - Jessica Thode -
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